Gedenkstättenfahrt Nürnberg-München-Dachau

Studienfahrt nach Dachau

Wir, die Klassen 10a und 10b, fuhren vom 6. bis zum 9. November nach Nürnberg, München und Dachau, um mehr über den Nationalsozialismus zu lernen. Als wir montags in Nürnberg über das Reichsparteitagsgelände liefen und viel über Hitlers wichtigste Bauten und seine damaligen Zukunftspläne erfuhren, wurde mir erneut klar, wie unfassbar größenwahnsinnig er und die Nazis doch waren. Die riesige, heutige Grünfläche, die damals ein Ort war, wo tausende Menschen versammelt waren um Hitlers Worten zuzuhören und diesen zu vertrauen, lösten in mir ein sehr beklemmendes Gefühl aus—trotz des vielen Platzes. Genauso das nur zu Zweidrittel fertig gestellte Colosseum, der viele Raum, die riesigen fast schon einsperrenden Mauern. Auch hier sollten sich mehrere tausend Menschen für Reden von Hitler versammeln. Viele Fragen kamen in mir auf. Wäre ich damals vielleicht auch an einem dieser Orte gewesen? Diese Momente waren in Nürnberg definitiv die prägendsten. In München war für mich das wichtigste und interessanteste Thema der Widerstand. Wieder Fragen wie: Hätte ich mich als Student getraut mich zum Beispiel der Weißen Rose anzuschließen? Wäre ich mutig genug meine Werte mit meinem Leben zu vertreten? Trotz der vielen verschiedenen Stationen und Eindrücke in München war es doch ein sehr wichtiger Tag für mich, um mir genau diese vielen Fragen zu stellen. Und doch war für mich ganz klar der Tag im Konzentrationslager Dachau der Tag, an dem ich mir die meisten

unzählbaren Gedanken gemacht habe. Das Betreten des Geländes löste in mir eine Stimmung aus, die ich zuvor noch nie so stark spürte. Trauer, Angst, Einsamkeit und vieles mehr. So viel auf einmal zu spüren ist unbeschreiblich. Die Emotionen dort zu laufen, wo so viele Menschen ihr Leben verloren haben, ein Ort des Leidens, des Verlustes und des Todes. Durch die Baracken zu laufen und zu sehen, unter welchen schrecklichen Umständen Menschen um das Überleben kämpften, macht sprachlos. An Wänden entlang zu laufen, an denen einst das Blut unschuldiger Menschen, auch Kindern, klebte — unbeschreiblich. Genauso das Gefängnis, so viel Unrecht, das an diesen Orten geschah. Das Krematorium zu sehen, in dem viel zu viele, ohne Andenken, ohne einen Namen zu haben einfach aus der Welt geschafft wurden, löste bedrückende Gefühle in mir aus, die mich bis heute zum Nachdenken bringen. Am letzten Tag, an dem wir auf dem

Massenfriedhof Leitenberg und an dem Schießplatz Heberthausen waren, waren für mich definitiv die immer noch vorhandenen Löcher in den Wänden, vor denen Kriegsgefangene erschossen wurden, das Schlimmste. Ein Bild, das sich in die Erinnerungen einbrennt. Zu fühlen, wo die Patronen abprallten die einen Menschen das Leben kosteten. Ich könnte noch viel mehr darüber schreiben, aber diese Momente waren die prägendsten der Fahrt und sehr bereichernd für mich. Diese Fahrt brachte mich näher in die Richtung Selbstfindung und wird mich ein Leben lang begleiten, weswegen ich sehr dankbar bin, das erlebt haben zu dürfen.

Text: Ida Wittke